Wie du am Anfang schon lesen konntest: Das ist der größte Fehler, den ich gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, mir eigentlich keine Pausen erlauben zu können. Ich habe in den ersten Jahren nie so richtig abgeschaltet. Mein privates Handy war zugleich mein Diensthandy. Ich war also immer erreichbar. Die automatischen Benachrichtigungen über neue Mails habe ich zwar abgeschaltet, meine E-Mails aber trotzdem so häufig abgerufen, dass ich sie auch gleich hätte angeschaltet lassen können.
Ich war getrieben. Ich hatte immer Angst, etwas Wichtiges verpassen zu können. Den EINEN Auftrag. Den EINEN Kunden. Die EINE Gelegenheit.
Auch freie Tage – oder Stunden – zwischendurch habe ich fast nie eingeplant, es sei denn, ich hatte einen privaten Termin. Ich hatte zwar immer vor, zwischendurch auch einfach nur freizumachen und durchzuatmen. Aber ich habe mir Zeiten dafür fast nie im Kalender freigehalten. Ich dachte, dass sie sich schon von allein ergeben würden. Und selbst, wenn ich sie einmal eingetragen habe, habe ich sie immer wieder aufgeschoben. Manchmal habe ich auch vorgearbeitet, um in der kommenden Woche dann mehr Zeit zu haben – in der ich aber dann aber neue Aufträge angenommen habe, weil ja plötzlich wieder Zeit dafür war.
Klingt wie ein ziemliches Hamsterrad? Das war es auch. Ich bin zwar auch zweimal in den Urlaub gefahren – nie länger als zehn Tage – aber das Handy war für Anfragen immer dabei und meine E-Mails habe ich auch ständig gecheckt. Ich finde auch weiterhin, dass eine der wichtigsten Qualitäten, um sich als Freelancer zu behaupten, Zuverlässigkeit ist.
Aber ich habe es übertrieben. Ich wollte mich mit meiner Selbstständigkeit eigentlich aus dem Hamsterrad meiner Arbeit als Redakteurin befreien, aber habe mir selbst ein Hamsterrad aufgebaut, das sich noch viel schneller gedreht hat.
So hatte ich mir die Arbeit als Freelancerin nun wirklich nicht vorgestellt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich in dem Tempo und der Intensität nicht weitermachen möchte. Ich habe mich seitdem neu aufgestellt, plane mir bewusst Auszeiten ein und habe mir vor allem ein zweites Smartphone gekauft, das ich ausschließlich als Diensthandy nutze und zur Seite lege, wenn ich Feierabend mache. Und ich habe gelernt, wieder bewusst abzuschalten.
Und das rate ich dir auch. Die ersten Jahre in der Selbstständigkeit können heftig sein, du wirst viel arbeiten, in manchen Wochen wirst du vielleicht Zehn-Stunden-Tage haben und auch an den Wochenenden durchgehend am Laptop sitzen.
Aber: Vergiss dich selbst darüber nicht. Plane dir kleine Auszeiten ein: ein Spaziergang mit einer Freundin, ein Abend in der Sauna, ein freies Wochenende, zwei freie Stunden an einem Nachmittag. Achte darauf, dass dir die Leichtigkeit erhalten bleibt. Dafür braucht es keine langen Urlaubstrips (auch wenn die toll sind, keine Frage), sondern viel wichtiger ist, dass du im Alltag Pausen machst.
Plane diese Pausen ein, denn sie kommen nicht von selbst. Denk nicht daran, wie viel du gerade stattdessen verdienen könntest, wenn du dir mit einer Freundin ein Stück Kuchen gönnst, sondern sieh die freie Zeit lieber als Investment in dich selbst, um auch in Zukunft mit Freude und Energie arbeiten zu können.It