Vor einigen Jahren hatte ich eine genaue Vorstellung davon, wie es sich anfühlen würde, selbstständig zu sein. Damals war ich Redakteurin bei einer Tageszeitung. Ich war viel unterwegs, mochte die Aufgaben, hatte großartige Kolleg*innen – aber ich war immer fremdbestimmt. Und stressig war der Job an vielen Tagen auch. 

Mir fehlte die Freiheit: Wenn die Sonne schien, konnte ich mich nicht einfach eine Viertelstunde lang nach draußen setzen. Und wenn ich mich für den Abend verabredet hatte, konnte in der Redaktion immer etwas dazwischenkommen – und oft ich musste ich dann kurzfristig umplanen. 

Also träumte ich davon, mir meine Zeit frei einteilen zu können. Ich würde draußen schreiben, im Garten sitzen, die Sonne genießen. Ich wäre entspannt, würde Freunde treffen, mehr Sport treiben, meditieren. Mir eine Hängematte kaufen. Ich weiß, ich weiß. Aber ich brauchte ein Ziel, auf das ich hinarbeiten konnte.

Passiert ist mit den Jahren dann ziemlich genau das Gegenteil. Ich habe immer mehr gearbeitet und mir kaum noch Pausen gegönnt – und damit einen der häufigsten Fehler begangen, der Freelancern passiert. 

Welche Fehler Selbstständige sonst häufig machen und was ich inzwischen geändert habe, verrate ich dir hier:

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1. Dein Stundensatz ist zu niedrig

Typische Denkweise am Beginn der Selbstständigkeit: Du bist unsicher, wie viel Geld du für deine Leistung verlangen kannst. Also setzt du deine Preise lieber erst einmal niedrig an. Du willst schließlich niemanden verschrecken. 

Vielleicht kalkulierst du auch mit dem Gehalt, das du zuvor in einer Festanstellung bekommen hast, und versuchst, mit deinen Honoraten pro Monat auf einen ähnlichen Wert zu kommen. Oder du wartest einfach ab, was deine Kund*innen dir anbieten – schließlich haben sie ja mehr Erfahrung mit Freelancern als du. 

Vorsicht. Das geht schnell nach hinten los. 

Vielleicht sieht deine Rechnung auch so aus: Du willst am Ende des Monats auf 3.200 Euro kommen. Also rechnest du, wie viel du pro Stunde einnehmen musst, wenn du jeden Tag acht Stunden arbeitest. Im Monat wären das 20 bis 22 Arbeitstage, wenn du die Wochenenden herauslässt. Nehmen wir einmal einen Mittelwert von 21 Tagen an. Dann teilst du 3.200 Euro durch 168 (8 Stunden x 21 Tage) und kommst zu dem Ergebnis, dass ein Stundenlohn von 20 Euro dafür locker ausreichen sollte.

Dabei vergisst du aber wesentliche Dinge. Du wirst nicht an jedem Tag acht Stunden abrechnen können. Dein Honorar sollte auch Zeiten abdecken, in denen du Akquise betreibst, Rechnungen schreibst, netzwerkst, deine Website pflegst und so weiter. Realistisch gesehen kannst du vielleicht fünf Stunden an einem Acht-Stunden-Tag abrechnen. 

Es wird auch Tage geben, an denen du nicht arbeiten kannst (oder solltest), weil du krank bist. Kalkuliere die mit ein. Und vielleicht willst du auch einmal frei machen. Womöglich am Anfang keine 30 Tage im Monat, wie du es vorher bei deiner Festanstellung gewohnt warst, aber vielleicht zumindest 15 Tage. Berechne die mit ein. 

Auch deine Kosten sind höher – 3.200 Euro, die du einnimmst, sind nicht 3.200 Euro, die dir bleiben, sondern davon geht noch etwas ab. Steuern, Krankenkasse, Altersvorsorge. Und so weiter. Also: Von einem Stundensatz von 20 Euro kannst du nicht leben. Die meisten Expert*innen geben 50 Euro als das Minimum an, mit dem du kalkulieren solltest, wenn du von deiner Selbstständigkeit leben möchtest. In meinem kostenlosen Goodie verrate ich dir im Detail, wie du deinen Stundensatz berechnest. 

Verkauf dich nicht zu Dumpingpreisen. Niedrige Preise führen nicht nur dazu, dass Kunden dich weniger wertschätzen („was günstig ist, ist auch nichts wert“), sondern können deine Existenz bedrohen. 

Du kannst dich beim Honorar auch an den Empfehlungen der Berufsverbände orientieren. Der Deutsche Journalisten-Verband gibt beispielsweise regelmäßig verschiedene Leitfäden dazu heraus, die eine erste Orientierung bieten. 

Und: Honorarverhandlungen sind reine Übungssache. Ich weiß noch sehr gut, wie unangenehm es mir war, mit meinen ersten Kund*innen über das Thema Geld zu sprechen. Inzwischen beschleunigt sich mein Puls dabei nicht mehr, sondern es ist Alltag geworden.

2. Du nutzt dein Netzwerk nicht

Wer sind deine ersten Kund*innen? Vielleicht hast du dich frisch selbstständig gemacht und sitzt nun da und wartest, dass du einen Auftrag bekommst. Doch das Telefon klingelt nicht, keine E-Mail kommt – denn da draußen weiß noch niemand, dass es dich gibt. Insbesondere für deine ersten Aufträge musst du deshalb Akquise betreiben – und das funktioniert am besten über dein persönliches Netzwerk.

Wen kennst du? Wer könnte dir bei einem Auftrag weiterhelfen? Wer arbeitet zum Beispiel in einer Redaktion, die regelmäßig Freelancer bucht? Hast du noch Kontakte aus einem Praktikum, von einer Fortbildung oder aus dem Studium? 

Scheue dich nicht, diese Kontakte zu reaktivieren und deine Dienste anzubieten. Das mag sich im ersten Moment unangenehm anfühlen. Denk aber daran, dass du nicht in erster Linie um einen Gefallen bittest, sondern einen Mehrwert anbietest: Wenn du gut und zuverlässig arbeitest, bist du eine Entlastung für Redaktionen, Pressestellen und Agenturen – und sie werden gern auf dich zurückgreifen.

3. Du hast Angst vor Fehlern

Alles ist neu – und vielleicht denkst du lieber erst einmal klein. Du hast Angst vor großen Namen und fühlst dich der Aufgabe nicht gewachsen. Vielleicht tummelst du dich erst einmal auf klassischen Texterbörsen, bist nicht auf Social Media aktiv und hast auch noch keine Website, weil du Angst vor negativen Reaktionen hast.

Alles verständlich. Irgendwann musst du mit deinem Angebot aber in die Welt hinausgehen, denn sonst kannst du es auch gleich sein lassen. Und der beste Zeitpunkt dafür ist JETZT. Du kannst deine Website immer noch überarbeiten, deine Social-Media-Auftritte anpassen und dich auf andere Kund*innen spezialisieren, wenn deine Selbstständigkeit anders läuft, als du es ursprünglich geplant hast. 

Um das herauszufinden, musst du aber überhaupt erst einmal loslegen. Wenn du auf den Zeitpunkt X wartest und immer etwas vorschiebst, wird nie der passende Zeitpunkt kommen. Deshalb mein Rat: einfach machen – und dann weitersehen.

4. Du vernachlässigst deine Buchhaltung

Frei sein! Kreativ sein! Schreiben! Wer darüber nachdenkt, sich als Texter*in oder freie Journalistin selbstständig zu machen, sieht dabei erst einmal die Vorteile – und das ist auch gut so, um die Sache mit Elan anzugehen. Dass es als Freelancer aber auch wirklich trockene Seiten gibt – Buchhaltung, rechtliche Fragen, Altersvorsorge, Versicherungen, um nur einige Beispiele zu nennen – blenden viele dabei gern aus. 

Vor allem das Thema Buchhaltung wird gern einmal zur Seite geschoben. Sie macht ja auch nicht wirklich Spaß, gebe ich ja zu. Aber trotzdem: Großer Fehler! Du brauchst einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben. Du musst wissen, wie viel Geld jeden Monat hereinkommt und wie viel davon wieder abgeht. Deine Buchhaltung muss in Ordnung sein. Punkt. Du musst regelmäßig Rechnungen schreiben, du musst prüfen, ob deine Kund*innen pünktlich zahlen (und zwar genau den Betrag, den du auch ausgewiesen hast) und ja, du wirst auch mit dem Finanzamt zu tun haben.

Es kann verlockend sein, deine Buchhaltung an eine Steuerberaterin oder einen Steuerberater auszulagern. Und auch wenn es legitim ist, alles abzugeben: Verschaffe dir regelmäßig einen Überblick. Ansonsten weißt du nicht, ob du auch langfristig über die Runden kommst, ob du dir den neuen Bildschirm wirklich leisten kannst und ob deine Honorare und deine Arbeitszeit eigentlich ausreichen, um davon leben zu können. Ganz ehrlich: Wenn du das Thema Buchhaltung so abstoßend findest, dass dir davon richtig schlecht wird, solltest du darüber nachdenken, ob du wirklich als Freelancer arbeiten möchtest. 

Du musst kein Profi darin werden, aber solltest dir zumindest ein Grundverständnis aneignen. Ich habe zu Beginn meiner Selbstständigkeit beispielsweise einen zweitägigen Kursus besucht, in dem ich ziemlich viel über Buchhaltung für Selbstständige gelernt habe. Auch wenn am Ende meiner Buchhaltung ein Steuerberater sitzt, der die finale Meldung ans Finanzamt macht, würde ich dieses Wissen niemals missen wollen – es hat mir in meinem Alltag schon sehr häufig weitergeholfen.

5. Du planst keine Pausen ein

Wie du am Anfang schon lesen konntest: Das ist der größte Fehler, den ich gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, mir eigentlich keine Pausen erlauben zu können. Ich habe in den ersten Jahren nie so richtig abgeschaltet. Mein privates Handy war zugleich mein Diensthandy. Ich war also immer erreichbar. Die automatischen Benachrichtigungen über neue Mails habe ich zwar abgeschaltet, meine E-Mails aber trotzdem so häufig abgerufen, dass ich sie auch gleich hätte angeschaltet lassen können.

Ich war getrieben. Ich hatte immer Angst, etwas Wichtiges verpassen zu können. Den EINEN Auftrag. Den EINEN Kunden. Die EINE Gelegenheit. 

Auch freie Tage – oder Stunden – zwischendurch habe ich fast nie eingeplant, es sei denn, ich hatte einen privaten Termin. Ich hatte zwar immer vor, zwischendurch auch einfach nur freizumachen und durchzuatmen. Aber ich habe mir Zeiten dafür fast nie im Kalender freigehalten. Ich dachte, dass sie sich schon von allein ergeben würden. Und selbst, wenn ich sie einmal eingetragen habe, habe ich sie immer wieder aufgeschoben. Manchmal habe ich auch vorgearbeitet, um in der kommenden Woche dann mehr Zeit zu haben – in der ich aber dann aber neue Aufträge angenommen habe, weil ja plötzlich wieder Zeit dafür war.

Klingt wie ein ziemliches Hamsterrad? Das war es auch. Ich bin zwar auch zweimal in den Urlaub gefahren – nie länger als zehn Tage – aber das Handy war für Anfragen immer dabei und meine E-Mails habe ich auch ständig gecheckt. Ich finde auch weiterhin, dass eine der wichtigsten Qualitäten, um sich als Freelancer zu behaupten, Zuverlässigkeit ist. 

Aber ich habe es übertrieben. Ich wollte mich mit meiner Selbstständigkeit eigentlich aus dem Hamsterrad meiner Arbeit als Redakteurin befreien, aber habe mir selbst ein Hamsterrad aufgebaut, das sich noch viel schneller gedreht hat.

So hatte ich mir die Arbeit als Freelancerin nun wirklich nicht vorgestellt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich in dem Tempo und der Intensität nicht weitermachen möchte. Ich habe mich seitdem neu aufgestellt, plane mir bewusst Auszeiten ein und habe mir vor allem ein zweites Smartphone gekauft, das ich ausschließlich als Diensthandy nutze und zur Seite lege, wenn ich Feierabend mache. Und ich habe gelernt, wieder bewusst abzuschalten.

Und das rate ich dir auch. Die ersten Jahre in der Selbstständigkeit können heftig sein, du wirst viel arbeiten, in manchen Wochen wirst du vielleicht Zehn-Stunden-Tage haben und auch an den Wochenenden durchgehend am Laptop sitzen. 

Aber: Vergiss dich selbst darüber nicht. Plane dir kleine Auszeiten ein: ein Spaziergang mit einer Freundin, ein Abend in der Sauna, ein freies Wochenende, zwei freie Stunden an einem Nachmittag. Achte darauf, dass dir die Leichtigkeit erhalten bleibt. Dafür braucht es keine langen Urlaubstrips (auch wenn die toll sind, keine Frage), sondern viel wichtiger ist, dass du im Alltag Pausen machst. 

Plane diese Pausen ein, denn sie kommen nicht von selbst. Denk nicht daran, wie viel du gerade stattdessen verdienen könntest, wenn du dir mit einer Freundin ein Stück Kuchen gönnst, sondern sieh die freie Zeit lieber als Investment in dich selbst, um auch in Zukunft mit Freude und Energie arbeiten zu können.It

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